Ute (37), Tübingen | Südtirol

Identität ist für mich, was ich in meinem Leben mache, mein Beruf, meine Familie, meine Herkunft, meine Sprache, die Literatur, die ich lese, und meine Bildungsgruppe. Ich glaube auch, dass man ganz verschiedene Identitäten haben kann, ich habe eine Identität als Mutter, eine Identität im Beruf und im Freundeskreis.

Ich wurde durch meine Herkunft, da ich aus einem Land komme, das von der Bevölkerungsstruktur zweisprachig ist, häufig mit der Frage nach meiner kulturellen oder sprachlichen Identität konfrontiert. Deshalb gehört für mich Staatsbürgerschaft und die kulturelle Identität nicht automatisch zusammen. Ich sage immer, ich bin Italienerin, aber ich bin ja keine richtige Italienerin, denn meine Muttersprache ist deutsch.

Aktiv mit meiner kulturellen Herkunft und Identität auseinandergesetzt habe ich mich erst, als ich von zu Hause wegging. Dann hat plötzlich jeder gefragt, wo ich herkomme und was ich denn sei, Italienerin oder Deutsche oder etwas anderes?

Außerhalb Europas zum Beispiel bin ich Italienerin, denn dann ist Südtirol etwas so Kleines und Spezielles, das kennt keiner. Ich sehe mich selbst eher als Südtirolerin und nicht als Italienerin, aber ich finde es schön, zwischen mehreren Kulturen zu stehen. Ich habe auf diese Weise ganz leicht eine zweite Sprache gelernt und auch eine zweite Kultur erlebt. Das Tal, aus dem ich komme, liegt genau zwischen Italien und Österreich und bei uns werden die Knödel mit Parmesan gegessen, was ich sehr viel besser finde! Auf der österreichischen Seite haben sie keinen Parmesan. Das ist doch ein Gewinn, auch abgesehen von dem Käse auf den Knödeln.